Sirma Kekeç

Spiel der Königinnen

Der Titel und die 8 x 8 Felder große Anordnung dieser Arbeit lassen sofort an ein Schachspiel denken und werfen die Frage auf, gegen wen die spielende Königin sich zu behaupten hat. Jedoch fehlt die gegnerische Spielfarbe gänzlich und jedes Feld gleicht dem Nächsten. 64 Holzschachteln, jede akribisch bemalt mit einem weißen Rahmen und je einem roten Kreuz in der Mitte. In ihrer Anordnung in acht Reihen und Spalten entsteht ein vielschichtiger geometrischer Aufbau, der an konkrete Malerei erinnert. Je nach Blickweise rückt ein rotes Gitternetz in den Fokus oder die einzelne Schachtel wird durch ihre Vielzahl betont. Der fehlende Gegner und die Farbgebung, die an alte Krankenwagen erinnert, machen deutlich – hier geht es nicht um Sieg oder Niederlage! Es wird vielmehr eine Zeitspanne visualisiert, die notwendig ist, das Spiel zu beenden.

Eine Zeitspanne, die ein Heilungsprozess in Anspruch nimmt. Wie schnell die Zeit verrinnt erscheint höchst subjektiv und ist stark situationsgebunden, mal scheint sie stillzustehen, mal vergeht sie wie im Fluge, dann scheint sie uns davonzurennen oder sie fließt zäh wie Gummi, sie wird totgeschlagen oder es wird gemahnt, sie zu nutzen und nicht zu verschwenden – viele Metaphern sind notwendig um das Phänomen Zeit begreifen und vermitteln zu können. Jede dieser Schachteln ist mit einem Datum versehen: 23. September 2020. An diesem Tag gilt der Heilungsprozess als abgeschlossen! Das Spiel der Königinnen wird so zu einer ganz persönlichen Metapher.

Ines Koenen